15.-18.10.2020 Aloïs Yang (Micro Loop Macro Cycle), Katharina Groß (Flora Self), Xïola Yin & Al Yakubouskaya (Emptea Ceremony)
„Micro Loop Macro Cycle“ ist eine Reihe von Installations-, Performance-, Video- und Digitalveröffentlichungen, die das Umweltkreislaufsystem durch Studien verschiedener Wasserzustände untersucht. Sie lädt uns ein, unsere Interdependenz mit dem Element Wasser, der Technologie und der natürlichen/künstlichen Umwelt zu betrachten.
Der Klang ist das primäre Material dieses Projekts, er wird als Kommunikationsmedium verwendet, das umfassende klangliche Informationen über die dynamischen Zustände der Gegenwart und des Raumes offenbart, sowie als Instrument der Reflexion und Verkörperung des eigenen Selbst im Inneren.
Neben Wasser die häufigste Substanz auf der Erde, die Leben trägt und in fast allen biogeochemischen Kreislaufsystemen vorhanden ist. Aus diesem Grund ist Wasser in hohem Maße mit seinen Umgebungsbedingungen verbunden: von großräumigen Umweltveränderungen bis hin zu Veränderungen auf molekularer Ebene, von Energiewellen bis hin zu Verschiebungen chemischer Substanzen. Durch diese Begriffe und die Beobachtung von Wasser gewinnen wir Erkenntnisse über systematische Wechselwirkungen. Es liefert Messungen und Zusammenhänge, die unsere Beziehung zur Natur aufzeigen.
Im Mittelpunkt dieses Projekts steht die Darstellung, wie ein winziges Ereignis – ein Wassertropfen oder ein Geräusch von brechendem und schmelzendem Eis – in einem bestimmten Kreislaufsystem Rückkopplungsschleifen erzeugt, die schließlich als Ganzes betrachtet werden können. Und auch, wie jeder Aspekt innerhalb des Systems mit anderen verbunden ist und in der Lage ist, das Gesamtbild für sich allein zu enthüllen.
Mit Hilfe maßgeschneiderter Software und Sounddesign beginnt eine Kettenreaktion aus dem Klang eines Tropfens, der verstärkt wird, um einen ganzen Raum zu füllen, der mit einem Mehrkanal-Tonsystem ausgestattet ist. Zwei in der Mitte des Raumes platzierte Mikrofone fangen den Klang der Lautsprecher in Bezug auf bestimmte Positionen und Bewegungen ein, die aus der Gravitationswechselwirkung mit dem hängenden Eis entstehen. Es entsteht schließlich eine akustische Rückkopplungsschleife, die dieses Fragment der Realität beschreibt.
Aloïs Yang, 1986 in Frankreich geboren und in Taiwan aufgewachsen, ist Medienkünstler, Performer und Experimentalmusiker. Sound ist für ihn das Ausgangsmaterial für die Erforschung unserer Wahrnehmung von Raum und Zeit ‒ sowohl auf der Ebene der äußeren physischen Welt wie auch unseres inneren „metaphysischen Bewusstseins“ –, wobei sich im Klang auch manifestiert, wie wir die sich überlagernden Realitäten zwischen Körper und Geist, objektiver Erklärung und subjektiver Projektion, analog und digital, der Gewissheit und dem Unbekannten in einen Kontext einbinden und interpretieren. Um die Trennung der Kunstformen und Genres zu überwinden, verfolgt Yang einen integrativen Ansatz, wie er sich auch unterschiedlicher Ausdrucksmedien bedient, von interaktiven Installationen bis hin zu spekulativem Design und audiovisuellen Live-Performances.
Die „Emptea-Zeremonie“ ist ein mehrdimensionales und sinnliches Happening, das Xïola Yin – die entgegengesetzte, aber nicht widersprüchliche Seite von Aloïs Yang – zusammen mit der Performerin und bildenden Künstlerin Al Yakubouskaya veranstaltet.
Das Projekt untersucht die zugrunde liegende Leere des egozentrischen und algorithmisch-persönlichen Kulturkonsums, die das Internet und die Technologie mit sich bringen, in Verbindung mit dem leeren Geisteszustand, der üblicherweise in einer traditionellen Teezeremonie erforderlich ist, um die unwiederholbare Natur des Moments zu würdigen.
Mit dieser partizipatorischen Performance fragen Yin und Yakubouskaya – wie ein modernes technologisches Ritual als Tor funktionieren könnte, um die Stille in uns zu finden. Was ist die erfahrungsmäßige Kollektivität zwischen Mensch, Maschine, Materie und der digitalen/physischen Umgebung ? Kann ein dezentralisiertes Ritual mit Hilfe der Technologie (ko)existieren?
Al Yakubouskaya ist eine bildende Künstlerin und Performerin, die mit Kostümdesign, Performance und audiovisuellen Installationen arbeitet. Durch die auf Kostümen basierenden Performances erforscht sie die Möglichkeiten der Transformation und Verlagerung der Wahrnehmung des Bewusstseins in die äußere Welt und die Erfahrung, eine andere Spezies zu werden. Ihre neuesten Forschungen basieren auf der Überzeugung, dass wir alle als Entitäten, einschließlich Maschinen, unsere neuronalen Netze durch den Informations- und Energiefluss gegenseitig beeinflussen.
Xïola Yin ist die entgegengesetzte, aber nicht widersprüchliche Seite von Aloïs Yang. In seiner Arbeit untersucht er die Wahrnehmungen von Zeit und Raum sowohl auf „äußeren“ physischen Welt- als auch auf „inneren“ metaphysischen Bewusstseinsebenen – als Manifestationen dessen, wie wir die sich überschneidenden Realitäten zwischen Körper und Geist, objektive Erklärung und subjektive Projektion, analog und digital, Gewissheit und Unbekannt kontextualisieren.
Flora Self ist eine Pflanzengenerierte Soundinstallation.
neue raeume; hat ein Device gebaut, mit dem der elektrische Leitwert von Pflanzen gemessen, in MIDI-Noten übersetzt und durch einen Synthesizer interpretiert wird. Auf diese medientechnologische Weise wird die Vitalität der Pflanzen sonifiziert. In diesem künstlerischen Beobachtersystem wird der Zusammenhang von Pflanzengenerierten Klängen, physiologischen Prozessen und Umweltbedingungen untersucht und die medienökologischen Wechselwirkungen der menschlichen, technologischen und pflanzlichen Spezies wahrnehmbar. Die ästhetische Dimension der medialen Situation offenbart die Lebensumstände eines durch die veränderten klimatischen Bedingung unter Druck geratenen Pflanzenwelt. Denn durch umweltliche Reize – wie Trockenstress oder menschliche Berührung – ändert sich der Leitwert der Pflanze und damit der Sound. Besucher*innen können durch Berührung der Pflanzen die Soundlandschaft interaktiv beeinflussen.
Die Künstlerin und Forscherin Katharina Groß wird in ihrer Live-Performance eine Mediation und Visionierung anleiten, die durch die geheime Pflanzenwelt, deren Intelligenz und Sensitivität führt. Sie entwirft basierend auf historische Pflanzengesprächen und Experimentalanordnungen ein Erzählung von zukünftigen lebendigen und technologischen Infrastrukturen, die auf Beziehungen der Fürsorge, des Respekts und der Interdependenz beruhen.
Katharina Groß ist eine in Dresden lebende Künstlerin und medienwissenschaftliche Forscherin. In ihren Texten, Installationen und Performances beschäftigt sie sich mit dem Unsichtbaren, dem Latenten, Unbestimmten und Ambivalenten in intimen Systemen und techno-ästhetischen Ereignissen. Inspiriert von soziotechnologischen Wechselwirkungen, Technikgeschichte und Medienökologien konzentriert sie sich derzeit auf Prozesse die unterhalb, außerhalb oder unabhängig von menschlichen Wahrnehmungsgewohnheiten liegen, diese jedoch transformieren. Groß untersucht, wie jeweils das Mediale ein Sinngefüge nicht nur überträgt, sondern auch filtert und mitkonstituiert. Dabei überlagern sich das Virtuelle und Physische durch (Re-)animation persönlicher wie umweltlicher Daten, wobei die Grenzen zwischen Fiktiven und Aktuellem zerfließen.
Groß ist Mitbegründerin der Kollaboration neue raeume;, deren Fellows das Interesse verbindet, technologische Entwicklungen künstlerisch, spielerisch und kritisch zu befragen. In wechselnder Besetzung arbeitet neue raeume; als ein selbstorganisiertes und interdisziplinäres Team und erprobt und erforscht die künstlerisch-technischen Möglichkeiten in Software für virtuelle Umgebungen und Sensortechnologie.
Aloïs Yang – Micro Loop Macro Cycle (Installation & Konzert)
Do 15.10. 20 Uhr, Installation
Fr 16.10. 18 Uhr, Installation
Sa 17.10. 16 Uhr, Installation
Sa 17.10. 19 Uhr, Konzert
Katharina Groß – Flora Self (Installation & Performance)
Do 15.10., 20 Uhr, Installation
Fr 16.10., 18 Uhr, Installation
Sa 17.10., 16 Uhr, Installation
Sa 17.10., 19 Uhr, Konzert
Xïola Yin & Al Yakubouskaya – Emptea Ceremony (Erstaufführung)
So 18.10. 18:00-20:00 Uhr, Anmeldung erforderlich: registration@cynetart.de