Das haben Wissenschaftler herausgefunden: Die Sinne sitzen alle im gleichen Boot. Hören, Sehen, Riechen, Tasten und so weiter, alle da, jeder ein Stockwerk. Es ist ein großes Schiff – die Kinder wachsen ja noch. Oben faulenzt der Alltag, hört Märsche. Eigentlich soll er für Ordnung an Deck sorgen. Man kreuzt im Archipel, zwischen den Inseln.
In den dunkleren Stockwerken liegt das Fundbüro. Brandlöcher fressen sich durch die Planken. Früher und Morgen spielen fangen. Unter den Fossilien sind: eine blaugemalte Sandburg, zwei vergessene Pausenbrote (Käse), „Also…“, Schlaufen und eine labbrige Grußkarte (flacher Himmel, St. Trapez). In einer modrigen Kiste schläft ein verschrumpelter
Seestern. Das Fundbüro: Schnauzmeister’s Kontingenzkabine.
Archipel zeigt eine raumgreifende Installation: Objekte und Malerei, Körperlichkeit und Transparenz, Faktisches und Fiktionales treten in ein ästhetisches Wechselspiel ein und erzählen von den unsichtbaren Möglichkeiten unter der Alltagsdecke und verlorenen, kommenden Momenten.
Über Sammlungs- und Ordnungsprozesse zwischen institutioneller Konkretion und theoretischer Abstraktion entwickelt Maja Behrmann ein endloses Vokabular an Formen. Sie agieren autonom oder im Ensemble, reagieren aufeinander und scheinen ein uns unbekanntes Eigenleben in immer wieder neuen Konstellationen zu führen. In Objekten, Strick- und Leinwandarbeiten erprobt Behrmann die Verknüpfungen verschiedener Materialien in zwei- und dreidimensionalen Arrangements und erweitert stetig ihren Fundus an Formen.
Maja Behrmann studierte Buchkunst und Grafik-Design an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, später studierte sie dort in der Klasse von Christoph Ruckhäberle Malerei und Grafik.
Paul Wilting setzt ästhetisch divergierende Räume zueinander ins Verhältnis und kombiniert sie neu. Dabei greift er auf scheinbar zufällige Spuren, Schnipsel und Reste aus dem Kosmos seines Ateliers und gefundene Bildträger zurück. Verlorene Formen und Figuren finden sich in semi-abstrakten Zwischenräumen wieder. Löcher, Biegungen und Risse
kontrastieren mit der immersiven Kraft der Malerei. In voneinander abgegrenzten Werkgruppen werden Konflikte zwischen Faktion und Fiktion sowie grundsätzliche Fragen nach Wahrheit im Bild aus immer wieder neuen Perspektiven betrachtet und malend untersucht, inwieweit sich das Erzählen mit Bildzeichen vom Erzählen mit Worten unterscheidet.
Paul Wilting studierte Malerei und Grafik an der Hochschule für Buchkunst Leipzig und ist gegenwärtig Meisterschüler bei Prof. Christoph Ruckhäberle.